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Mittwoch, 29. Februar 2012, 19.30 Uhr,

Heinz-Kremers-Haus, Goebenstraße

„Und Zion streut Dir Palmen“
Evangelische Kirchenmusik im NS-Staat
Als das Institut zur Entjudung des Christentums im Jahre 1941 stolz sein erstes „judenreines“ Gesangbuch veröffentlichte, staunte die protestantische Welt nicht schlecht. Darin hieß es plötzlich nicht mehr „Und Zion streut Dir Palmen“, sondern „Das Volk, das streut Dir Palmen“. Hunderte von bekannten Liedtexten wurden verfremdet, umgedichtet, umgetextet. Im populärsten Lied „Nun danket alle Gott“ hieß es nun „Der ewig reiche Gott / woll uns in unserem Leben / ein freies deutsches Herz / und seinen Christus geben….“
Der Großteil der protestantischen Theologen widersetzte sich beileibe nicht diesen Veränderungen. Die Gruppe der 1934 in Wuppertal-Barmen gegründeten „Bekennenden Kirche“ blieb überschaubar und wurde von der Gestapo streng überwacht und gegängelt. Doch nach 1933 hörte man im Deutschen Reich ungestraft weder Mendelssohns „Hochzeitmarsch“ noch die Songs der Comedian Harmonists, noch die Chansons eines Friedrich Holländer. Daneben entspann sich ein gewaltiger Orgelstreit: „Darf man die christliche Orgel überhaupt in einer Synagoge spielen“.  Die wenigen konvertierten Kirchenmusiker wurden aus dem Dienst entfernt: das bekannteste Beispiel ist der Völker Kantor Julio Goslar. „Man entferne aus dem Gottesdienst alles Empfindsame, Sentimentale, Wehleidige“ hieß eine Anordnung von 1939. Und der legendäre Dirigent Karl Böhm schrieb 1936: „Der Nationalsozialismus hat der Musik ein Ziel und eine Aufgabe gestellt, für die es sich lohnt…“
Der musikalische Streifzug durch ein eher unbekanntes Kapitel der NS-Zeit wird von zahlreichen Musikbeispielen der Zeit begleitet.
Referentin: Antje Olivier, Publizistin, Wuppertal

Frau Olivier absolvierte ein Sprachstudium –Spanisch, Französisch, Englisch- in Köln; Nach dem Zeitungsvolontariat in Düsseldorf wurde sie leitende Redakteurin und Pressesprecherin beim Evangelischen Kirchenkreisverband Düsseldorf (1979 – 1988);  freie Mitarbeiterin aller Düsseldorfer Tageszeitungen im Ressort „Feuilleton“. Ab 1988: Forschungsarbeiten zum Thema „Frauen in der Musik“ / Aufbau eines internationalen Frauenmusikarchivs; Übernahme einer Musikbibliothek mit Schwerpunkt „Musik von Frauen“; Seit 1997: freie Journalistin und Autorin. Schwerpunkt: Kunst und Musik im Dritten Reich / Frauenrechte / Jüdische Kultur und Musik.

Veröffentlichungen: Erstes deutschsprachiges Lexikon der Frauen in der Musik; Apoll`s Töchter; Zwischen Anpassung und Widerstand (Frauen im Dritten Reich); Biographie der Schwester Mendelssohns Fanny Hensel.

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